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Berufs­bezeichnungen in der Psychologie

Wissenswertes zu den verschiedenen psychologischen Berufsbezeichnungen und den Unterschieden zwischen Psychologen, Psychotherapeuten, Coaches und anderen Berufsgruppen.

Berufsbezeichnungen in der Psychologie
HinterGrund

Welche Berufsbezeichnungen gibt es in der Psychologie?

Wenn Menschen akut psychisch belastet sind, ist es vielfach nicht einfach einen kompetenten Ansprechpartner zu finden. Vielen Menschen ist nicht klar, worin der Unterschied zwischen Psychologen, Psychotherapeuten, Psychiatern, Psychologischen Beratern, Coaches oder Heilpraktikern für Psychotherapie besteht. Für eine erfolgreiche Behandlung ist es ist sehr wichtig, diese Unterschiede zu kennen, um in der Lage zu sein, die passende Behandlung zum jeweiligen Anliegen zu finden und seriöse Behandlungsangebote zu erkennen. 

Welche Berufsbezeichnungen gibt es in der Psychologie?

Psychologe

Das Psychologie Studium ist ein wissenschaftliches Studium, das an Universitäten in Deutschland im Haupt- oder Nebenfach studiert werden kann. Ein Psychologiestudium an einer Universität dauert in der Regel mindestens fünf Jahre. Lange Jahre wurde das Psychologiestudium mit dem Titel Diplom-Psychologe (Dipl.-Psych.) abgeschlossen. Seit Einführung des Bachelor- und Master-Systems werden die Titel Bachelor of Science (B.Sc.) und Master of Science (M.Sc.) an Absolventen eines Psychologie Studiums verliehen. 

Ein Diplom- oder Master-Abschluss in Psychologie berechtigt in Deutschland nicht zur Durchführung von Psychotherapie. Lediglich beratende Leistungen dürfen angeboten werden (z. B. psychologische Beratung in Erziehungsberatungsstellen oder in der Schulpsychologie). Um als Psychotherapeut arbeiten zu dürfen, muss zusätzlich zum Psychologiestudium eine mehrjährige theoretische und praktische Ausbildung abgeschlossen werden, die mit einer staatlichen Approbationsprüfung endet. Der Begriff Psychologe ist in Deutschland nicht explizit durch ein Berufsgesetz geschützt. Das bedeutet in der Praxis, dass sich auch Personen als Psychologe bezeichnen dürfen, die Psychologie überhaupt nicht, oder nicht im Hauptfach studiert haben. Folglich gibt es auch viele Angebote von wenig qualifizierten Personen, was für Hilfesuchende problematisch werden kann. Qualifizierte und weniger qualifizierte Angebote sind von interessierten Laien häufig nur schwer auseinanderzuhalten. Aus diesem Grund ist es für hilfesuchende Personen sehr wichtig, genau auf den beruflichen Werdegang der beratenden Person zu achten. 

Psychologischer Psychotherapeut

Im Anschluss an das Hochschulstudium der Psychologie können Diplom- oder M.Sc. Psychologen eine mehrjährige Weiterbildung, die sogenannte Psychotherapie Ausbildung absolvieren. Die Psychotherapie Ausbildung dauert meist drei bis fünf Jahre. Sie beinhaltet umfangreiche theoretische Inhalte sowie mehrjährige praktische psychotherapeutische Tätigkeiten in Kliniken und ambulanten Praxen. Die Psychotherapieausbildung wird mit einer staatlichen Approbationsprüfung abgeschlossen und befähigt zur Berufsausübung mit dem Titel psychologischer Psychotherapeut. Approbierte psychologische Psychotherapeuten können sich um eine Kassenzulassung bemühen, um dann direkt mit gesetzlichen Krankenversicherungen abrechnen zu können. Auch private Krankenversicherungen und Beihilfestellen tragen die Kosten für eine Psychotherapie bei approbierten psychologischen Psychotherapeuten. 

Die Psychotherapieausbildung wird immer in einem bestimmten Vertiefungsgebiet absolviert, in dem die sogenannte Fachkunde erworben wird. Aktuell gibt es in Deutschland die Möglichkeit, in den Gebieten Verhaltenstherapie, analytische Psychotherapie, tiefenpsychologische fundierte Psychotherapie sowie systemische Psychotherapie eine Fachkunde zu erlangen. 

Aktuelle Entwicklungen: Reform der Psychotherapieausbildung
In den letzten Jahren wurde die Psychotherapieausbildung in Deutschland grundlegend reformiert, so dass seit 2022 ein direktes Master Studium der Psychotherapie angeboten wird, welches mit der psychotherapeutischen Approbationsprüfung endet. Im Anschluss wird dann – analog zur Facharztweiterbildung – eine mehrjährige Qualifikation als Fachpsychotherapeut erworben, welche mit umfangreichen mehrjährigen Tätigkeiten im stationären und ambulanten Bereich verbunden ist.

Ärztlicher Psychotherapeut

Auch im Anschluss an ein Medizinstudium an einer Universität können Ärzte eine psychotherapeutische Weiterbildung absolvieren und dann psychotherapeutisch tätig werden. Die Berufsbezeichnung ärztlicher Psychotherapeut darf von Fachärzten, deren Ausbildung auch den Bereich Psychotherapie umfasst hat sowie von Ärzten verschiedener Fachrichtungen, die eine Zusatzausbildung in Psychotherapie absolviert haben, geführt werden. 

Die Facharztweiterbildungen mit einer umfangreichen Qualifikation im Bereich Psychotherapie sind der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, der Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und der Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie. Es gibt jedoch auch Ärzte, die ohne einschlägige Zusatzweiterbildungen Psychotherapie anbieten. Die Qualität eines solchen Angebots sollte von Hilfesuchenden Personen individuell bewertet werden, teilweise werden die Kosten solcher Angebote nicht von den Krankenkassen übernommen.

Psychiater & Nervenärzte

Psychiater sind Ärzte, die nach dem Medizinstudium eine Facharztweiterbildung als Fachärzte für Psychiatrie abgeschlossen haben. Nervenärzte haben eine Facharztweiterbildung für Nervenheilkunde oder für Neurologie und Psychiatrie absolviert. Psychiater und Nervenärzte begleiten Personen mit psychischen Erkrankungen ärztlich und behandeln diese Erkrankungen mit Hilfe von Medikamenten. Häufig findet eine psychiatrische Behandlung begleitend zu einer Psychotherapie statt.

Heilpraktiker

Bedingt durch das Heilpraktikergesetz (HeilprG) von 1939 ist es in Deutschland bis heute möglich, auch ohne Psychologiestudium und fundierte einschlägige Ausbildung eine Heilpraktikerprüfung im Bereich Psychotherapie abzulegen (sogenannter „kleiner Heilpraktiker“). Die einzigen Voraussetzungen, um die Heilpraktiker Prüfung ablegen zu dürfen, sind ein Mindestalter von 25 Jahren, ein Hauptschulabschluss, ein ärztliches Attest sowie ein polizeiliches Führungszeugnis. Zur Vorbereitung auf die Heilpraktikerprüfung werden private Ausbildungen angeboten, die in Umfang und Qualität sehr stark variieren und in der Regel maximal ein Jahr umfassen. Studierte Diplom- oder M.Sc. Psychologen können die „Erlaubnis zur Ausübung der Heilkunde durch Diplom-Psychologen“ – je nach Bundesland – teilweise auch ohne weitergehende Prüfung direkt nach ihrem Studienabschluss beantragen und dann heilkundlich psychotherapeutisch tätig werden.

Es gibt also innerhalb der Gruppe der Heilpraktiker für Psychotherapie große Unterschiede hinsichtlich der fachlichen Qualifikation. Die Ausbildung von psychotherapeutisch tätigen Heilpraktikern ist in jedem Fall deutlich weniger umfangreich als die Ausbildung von approbierten psychologischen oder ärztlichen Psychotherapeuten.

Die Kosten für psychotherapeutische Behandlungen durch Heilpraktiker werden von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen, private Krankenkassen übernehmen diese teilweise.

Psychologischer Berater

Der Begriff „Psychologischer Berater“ ist in Deutschland nicht geschützt und es gibt keine bindenden Ausbildungsstandards, welche für die Berufsausübung als psychologischer Berater vorgeschrieben sind. Die psychologische Beratung ist im Bereich der nicht heilkundlichen Psychologie angesiedelt und dient nicht der Behandlung psychischer Störungen. Typische Beratungsfelder sind z. B. Erziehungs- oder Familienberatung, Paarberatung sowie Personal- oder Führungskräfteberatung. Ratsuchende Personen sollten genau auf den beruflichen Hintergrund und die Qualifikation eines psychologischen Beraters achten, um qualifizierte von weniger qualifizierten Angeboten unterscheiden zu können.

Psychologischer Coach

Auch für das Berufsfeld des Coachings gibt es in Deutschland keine einheitlichen Standards. Die Berufsbezeichnung „Coach“ oder „psychologischer Coach“ ist nicht gesetzlich geschützt. Dementsprechend gibt es bezüglich der Qualifikation der coachenden Personen große Unterschiede, da sich alle interessierten Personen unabhängig von der jeweiligen Vorqualifikation als Coach bezeichnen können. Im Bereich des psychologischen Coachings finden sich viele Angebote von Resilienz- oder Entspannungscoaches, Stressmanagement Coaches, Persönlichkeitsentwicklern, Life-Coaches oder Business-Coaches. Entsprechende werbeträchtige Zertifikate z. B. als Entspannungstrainer lassen sich schon durch Besuch einiger Seminare nach wenigen Wochen erwerben.

Ein professionelles Angebot zeichnet sich immer auch dadurch aus, dass das jeweilige Anliegen genau eingeordnet wird und die betroffene Person auch dahingehend beraten wird, welches Angebot für Sie passend ist. 

Woher weiß ich welches Angebot das Richtige für mich ist?
Entscheidung

Woher weiß ich welches Angebot das Richtige für mich ist?

Psychotherapie ist immer eine Heilbehandlung zur Behandlung von krankheitswertigen psychischen Störungen. Sie ist damit klar von reinen psychologischen Beratungsangeboten abzugrenzen. Aber nicht jede psychische Belastung ist krankheitswertig und Bedarf einer psychotherapeutischen Behandlung. Dennoch kann der Übergang einer vorübergehenden psychologischen Belastung zu einer psychischen Störung fließend sein und für den Laien nicht immer einfach zu unterscheiden. Frühzeitige professionelle Beratung oder Behandlung kann sehr hilfreich sein, um weitergehende psychische Belastung zu vermeiden und der Entwicklung von langdauernden psychischen Erkrankungen vorzubeugen. Je nachdem, ob bereits eine umfassende Beeinträchtigung der betroffenen Person in vielen Lebensbereichen vorliegt oder es sich eher um ein isoliertes Anliegen handelt ist eher eine Psychotherapeutische bzw. ärztliche Behandlung oder eine Beratungs- oder Coachingleistung angebracht. Ein professionelles Angebot zeichnet sich immer auch dadurch aus, dass das jeweilige Anliegen genau eingeordnet wird und die betroffene Person auch dahingehend beraten wird, welches Angebot für Sie passend ist.

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