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Formen der Psychotherapie

Wissenswertes zum Thema Psychotherapie, verschiedenen therapeutischen Ansätzen sowie wichtigen Unterscheidungsmerkmalen von kognitiver Verhaltenstherapie, psychodynamischen Ansätzen und systemischer Psychotherapie.

Formen der Psychotherapie
Therapieformen

Welche psychotherapeutischen Ansätze gibt es?

In Deutschland gibt es aktuell drei unterschiedliche sogenannte Richtlinienverfahren, die von den Kostenträgern im Bereich der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung als wirksam anerkannt werden und deren Kosten erstattet werden. Dies sind psychodynamische Verfahren wie tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und Psychoanalyse, die kognitive Verhaltenstherapie sowie die systemische Therapie.

Welche psychotherapeutischen Ansätze gibt es?

Kognitive Verhaltenstherapie

Die kognitive Verhaltenstherapie basiert auf der wissenschaftlich fundierten Erkenntnis, dass wir von unseren Erfahrungen geprägt werden und all unsere Verhaltensweisen im Laufe unseres Lebens erlernt wurden. Deshalb ist es möglich, diese Verhaltensweisen z. B. im Rahmen einer Therapie zu verändern bzw. neu zu lernen.

Die kognitive Verhaltenstherapie arbeitet überwiegend in der Gegenwart und setzt zunächst am aktuellen Verhalten an. Es werden ungünstige Verhaltensmuster und Denkstile identifiziert und auf ihre Angemessenheit geprüft. Dabei wird immer an konkreten Situationen gearbeitet und es werden gemeinsam mit dem Patienten angemessene alternative Verhaltensweisen erarbeitet. Außerdem werden Techniken zur schrittweisen Veränderung von Gedanken und Gefühlen angewendet. Um die bewussten und unbewussten Gedanken und die damit verbundenen Gefühle aufzuzeigen, bedient sich die kognitive Verhaltenstherapie bestimmten Frage- und Gesprächsführungstechniken.

Weitere wichtige Therapiebausteine im Rahmen einer Verhaltenstherapie sind die Vermittlung von Expertenwissen über die jeweilige psychische Störung der betroffenen Person sowie die Erarbeitung und Durchführung von therapiebegleitenden Übungen. Die Verhaltenstherapie ist gekennzeichnet durch Transparenz, Eigenverantwortung des Patienten und dem überwiegenden Arbeiten an gegenwärtigem Erleben und Verhalten. Sie ist wissenschaftlich fundiert und ihre Wirksamkeit wurde in zahlreichen Studien nachgewiesen. Die Therapie findet meist einmal wöchentlich im Sitzen statt. 

Weiterentwicklungen der Verhaltenstherapie stellen therapeutische Ansätze wie die Schematherapie und die achtsamkeitsbasierte Therapie (z. B. Akzeptanz- und Commitment Therapie oder mindfulness-based cognitive therapy) dar. Hier geht es darum, wirksame Techniken zur Emotionsregulation und eine stärkere Akzeptanz von negativen Gedanken und Gefühlen zu entwickeln.

Psychodynamische Verfahren

Der Oberbegriff psychodynamische Verfahren beinhaltet die Psychoanalyse und die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie. Die psychodynamischen Verfahren basieren auf der Lehre des österreichischen Arztes und Psychoanalytikers Sigmund Freud. Der Fokus liegt auf dem Bewusstmachen des „Unbewussten“.

Bei einer Psychoanalyse, auch analytische Psychotherapie genannt, werden unbewusste oder verdrängte Konflikte und Widerstände aufgedeckt. Der behandelnde Therapeut hilft bei der Rekonstruktion der Kindheit sowie beim Bewusstwerden von unbewussten Prozessen, die aktuell zu Belastungen oder Störungen führen.  Die Therapie findet häufig im Liegen statt, der Therapeut befindet sich dabei außerhalb des Blickfeldes der betroffenen Person. Die Sitzungen finden in der Regel mehrfach wöchentlich statt. 

Bei einer tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie ist die Auseinandersetzung mit „dem Unbewussten“ zentral. Dazu gehören Gedanken, Bewertungen, Schemata, Konflikte und Bedürfnisse, die der betreffenden Person aktuell nicht zugänglich sind. Durch die Therapie sollen diese Inhalte wieder ins Bewusstsein kommen und dort identifiziert und bearbeitet werden. In Abgrenzung zur Psychoanalyse konzentriert sich die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie auf einen zentralen Konflikt und lässt daraus konkrete Ziele ableiten. Die Therapie findet meist im Sitzen einmal wöchentlich statt.  

Systemische Therapie

Der Schwerpunkt der systemischen Therapie ist die Betrachtung von psychischen Erkrankungen im sozialen Kontext. Die Systemische Psychotherapie geht davon aus, dass eine Person immer als Teil eines Systems, wie z. B. eines Familiensystems betrachtet werden sollte. Psychische Störungen werden als Störung der Passung zwischen einer Person und ihrer Umwelt verstanden. Die einzelnen Beschwerden oder Symptome werden als Resultat von ungünstigen Beziehungsmustern mit wichtigen Bezugspersonen betrachtet. Deshalb wird das wechselseitige Verhalten und die Beziehung zwischen den einzelnen Mitgliedern eines Systems in die Behandlung integriert.

Nach Möglichkeit können relevante Bezugspersonen, wie z. B. Familie oder Freunde, direkt in die Therapie mit einbezogen werden, so dass gemeinsame Veränderungen bezogen auf die Kommunikation, Interaktion und Beziehung erfolgen können. Die Therapie findet meist einmal wöchentlich im Sitzen statt, kann aber auch in deutlich größeren Zeitabständen durchgeführt werden. 

Woher weiß ich welche Therapie bei meinem Anliegen die richtige ist?
Entscheidung

Woher weiß ich welche Therapie bei meinem Anliegen die richtige ist?

Für den psychologischen Laien ist es schwer zu erkennen, welche Art von Therapie passend für das jeweilige Anliegen sein könnte. Ob ein bestimmter therapeutischer Ansatz für eine Person passend ist, hängt immer vom genauen Anliegen, der Persönlichkeit der betroffenen Person und der jeweiligen psychischen Störung ab. Auch die sogenannte „therapeutische Beziehung“, also die persönliche Sympathie oder Passung zwischen Therapeut und Patient ist maßgeblich für eine erfolgreiche psychotherapeutische Behandlung. Generell gibt es wenige Störungsbilder bei denen nur eine bestimmte Therapieform empfohlen werden kann. Bei Angststörungen und Zwängen wird von Fachgesellschaften und Expertengremien wie z. B. der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften vorrangig eine kognitive Verhaltenstherapie empfohlen.

Maßgeblich für das Gelingen der Therapie ist vor allem, dass die betroffene Person sich bei dem behandelnden Therapeuten gut aufgehoben fühlt und ein vertrauensvolles und sicheres Gefühl in Bezug auf die Behandlung hat. 

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Wie finde ich die für mich passende Therapieform?

Maßgeblich für das Gelingen der Therapie ist vor allem, dass die betroffene Person sich bei dem behandelnden Therapeuten gut aufgehoben fühlt und ein vertrauensvolles und sicheres Gefühl in Bezug auf die Behandlung hat. 

Die Verhaltenstherapie bezieht ebenfalls die Lebensgeschichte des Patienten ein, um den Ursprung der aktuellen Probleme zu identifizieren und ihren Verlauf über die Zeit zu betrachten. Der Fokus der Verhaltenstherapie liegt jedoch auf der Veränderung des gegenwärtigen Erlebens und Verhaltens, um die Probleme zu behandeln. Die Verhaltenstherapie geht dabei sehr strukturiert und explizit vor und versucht konkrete Gedanken- und Verhaltensmuster zu verändern. 

Die Psychoanalyse und die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie bezieht sich inhaltlich überwiegend auf Themen der Vergangenheit. Es werden unterdrückte Gefühle und Konflikte aus der Vergangenheit gemeinsam mit dem Patienten in den Fokus genommen und bearbeitet. Der Therapeut nimmt in dieser Behandlungsform eine eher zurückhaltende Rolle ein. Ziel ist das Bearbeiten und Verändern der Konflikte aus der Vergangenheit, das gegenwärtige Erleben und Verhalten stehen nicht explizit im Fokus.

Im Fokus der systemischen Therapie steht das System, in dem die Person lebt. Hierzu gehören Familie, Freunde und nahe Bezugspersonen. Konflikte und Probleme werden in Hinblick auf das Gesamtsystem behandelt. Hierzu werden bestehende Strukturen, Interaktions- und Kommunikationsmuster identifiziert und verändert.

Patienten können sich entscheiden, ob sie eher vergangenheits- oder gegenwartsorientiert behandelt werden möchten. Zudem kann abgewägt werden, wie tiefgreifend man sich mit der eigenen Vergangenheit beschäftigen möchte. Sollten Probleme und Konflikte überwiegend im bzw. durch das soziale Netz bestehen, kann eine systemische Therapie unterstützend einwirken. 

Viele Therapeuten arbeiten integrativ nutzen Elemente aus den verschiedenen Behandlungsformen. Im Rahmen eines Erstgespräches kann der Therapeut gemeinsam mit dem Patienten einschätzen, welche Therapieform die Richtige sein könnte. Ein verantwortungsvoller Therapeut wird zudem darauf hinweisen, wenn die fehlende Passung der Therapieform im Rahmen der ersten Sitzungen bemerkt wird.

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