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Psycho­somatische Störungen

Wissenswertes über die Beziehung von Körper und Psyche, das Thema Psychosomatik, die Entstehung von psychosomatischen Störungen sowie deren psychotherapeutische Behandlung.

Wissen über Psychosomatische Störungen
Definition

In welcher Beziehung stehen Körper und Psyche?

Die Verbindung zwischen Körper und Psyche ist enger als vielfach angenommen. Wenn es einem Menschen körperlich nicht gut geht, verschlechtert sich oftmals auch die Stimmung und das psychische Wohlbefinden. Umgekehrt kann sich seelischer Stress auch körperlich auswirken. Typische stressassoziierte Beschwerden reichen von Kopfschmerzen, über Magen-Darm-Beschwerden bis hin zu Verspannungen und Rückenschmerzen. Zudem wird die Entstehung von körperlichen Erkrankungen, wie z. B. chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Rheuma oder Asthma bronchiale, durch Stress begünstigt.

Was ist eine Psychosomatische Störung

Es gibt körperliche Erkrankungen, deren Entstehung durch psychische Belastung oder Stress begünstigt wird wie z. B. Neurodermitis oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Chron. Diese Erkrankungen werden in der Medizin als „Psychosomatisch“ bezeichnet. Auch Erkrankungen deren Entstehung, Verlauf und Behandlung von psychischer Belastung beeinflusst werden kann (z. B. Migräne, Diabetes Mellitus) zählen zu den psychosomatischen Erkrankungen.

Weiterhin gibt es die sogenannten somatoformen Störungen. Bei somatoformen Störungen treten immer wieder körperliche Beschwerden auf, ohne dass diese medizinisch erklärt werden können. Das bedeutet, dass diese körperlichen Beschwerden auftreten, obwohl von einem Arzt keine körperliche Ursache festgestellt werden kann. Die Beschwerden können von Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheit bis hin zu starken Schmerzen (sogenannte somatoforme Schmerzstörung) reichen. Bei manchen Beschwerden gibt es zwar eine körperliche Grunderkrankung, die aber das Ausmaß der Beschwerden nicht vollständig erklären kann. Wenn beispielsweise trotz eines erfolgreich behandelten Bandscheibenvorfalls weiterhin Rückenschmerzen auftreten, können psychische Faktoren eine Rolle spielen.

Somatoforme Beschwerden können sich sehr unterschiedlich äußern. Die häufigsten Körperregionen, in denen Beschwerden oder Schmerzen auftreten sind der Magen-Darm-Trakt (z. B. Aufstoßen, Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung oder Durchfäll), der Rücken (z. B. Rückenschmerzen und Verspannungen) und die Haut (z. B. Kribbel- oder Taubheitsgefühle, Hautausschläge). Auch Beschwerden im Herzkreislaufsystem (z. B. Herzstolpern oder Herzrasen) sowie sexuelle Störungen (z. B. Schmerzen an den Geschlechtsorganen) sind möglich. Auch die hypochondrische Störung, bei der übertriebene Krankheitsängste im Vordergrund stehen, gehört zu den somatoformen Störungen. Betroffene haben häufig schon zahlreiche Arztbesuche hinter sich. Sie sind oftmals durch die fehlende medizinische Erklärung ihrer Beschwerden stark verunsichert. Vielfach hält sich der Glaube hartnäckig, trotz fehlender medizinischer Befunde, doch an einer bislang unentdeckten körperlichen Erkrankung zu leiden. Betroffene neigen dazu, sehr auf ihre Körperempfindungen zu achten und körperliche Anstrengung zu vermeiden, was wiederum das Auftreten von zusätzlichen körperlichen Symptomen begünstigt.

In welcher Beziehung stehen Körper und Psyche?
Wie entstehen psychosomatische Störungen?
Entstehung

Wie entstehen Psychosomatische Störungen?

Bei der Entstehung von psychosomatischen Beschwerden spielen unterschiedliche Faktoren eine Rolle. Eine Neigung zu Ängstlichkeit, chronischer Stress und belastende Erlebnisse (z. B. schwere Krankheit oder Tod von wichtigen Bezugspersonen) scheinen die Entstehung einer psychosomatischen Störung zu begünstigen. Frauen sind etwa doppelt so häufig von psychosomatischen Erkrankungen betroffen wie Männer. Betroffene Personen erleben häufig deutliche Einbußen ihrer Lebensqualität. Manche Betroffene fühlen sich in ihrer Arbeitsfähigkeit eingeschränkt und ziehen sich in ihrem privaten Umfeld zurück.

Betroffene neigen dazu, sehr auf ihre Körperempfindungen zu achten und körperliche Anstrengung zu vermeiden, was wiederum das Auftreten von zusätzlichen körperlichen Symptomen begünstigt.

Wie können Angehörige Betroffenen von psychosomatischen Störungen helfen?
Angehörige

Wie können Angehörige Betroffenen von Psychosomatischen Störungen helfen?

Für Angehörige ist es häufig nicht leicht, mit Menschen mit psychosomatischen Beschwerden umzugehen. Viele Angehörige fühlen sich hilflos und überfordert, teilweise entstehen auch Konflikte, weil sich Betroffene mit ihren Beschwerden von ihren Angehörigen nicht richtig verstanden fühlen. Angehörige sollten Betroffene darin unterstützen eine psychotherapeutische Behandlung in Anspruch zu nehmen.

Behandlung

Psychotherapie von Psychosomatischen Störungen

Psychosomatische Störungen sollten in erster Linie psychotherapeutisch behandelt werden. Je nach Art und Ausprägung der psychosomatischen Störung, ist die Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt oder Facharzt sehr wichtig, um betroffenen Patienten die bestmögliche Behandlung zu ermöglichen. Manche Betroffene entwickeln zusätzlich zu einer psychosomatischen Störung eine Depression oder eine Angststörung, was in der psychotherapeutischen Behandlung berücksichtigt werden sollte.

Psychotherapie von Psychosomatischen Störungen
Ablauf

Der Ablauf einer Psychotherapie bei Psychosomatischen Störungen

Im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie von psychosomatischen Störungen durchlaufen Patienten verschiedene Behandlungsschritte. Es ist das Ziel, ein Verständnis für die Erkrankung zu entwickeln und mit kompetenter Hilfe einen besseren Umgang mit den belastenden Symptomen zu lernen, so dass diese mehr und mehr in den Hintergrund treten können.

Schritt 1

Am Anfang der Therapie sind der Aufbau einer vertrauensvollen therapeutischen Beziehung und die Vermittlung von Wissen über die Erkrankung sehr wichtig. Betroffene Personen sollen genau verstehen, durch welche Umstände die Erkrankung ausgelöst wurde und welche Rolle ihre Gedanken und Verhaltensweisen bei der Aufrechterhaltung der Störung möglichweise spielen.

Schritt 2

Im nächsten Schritt liegt der Fokus darauf, einen verbesserten Umgang mit den belastenden Symptomen zu lernen und körperliches Schonverhalten abzubauen. Hier kommen, je nach Art und Ausprägung der Beschwerden u. a. Techniken zur gezielten Lenkung der Aufmerksamkeit sowie Stressbewältigungs- und Entspannungstechniken zum Einsatz. Außerdem werden Patienten bei der konstruktiven Veränderung von belastenden Gedanken und Gefühlen unterstützt.

Schritt 3

Zum Abschluss der Therapie hin werden Strategien zur Rückfallprophylaxe erarbeitet, um einen möglichst langanhaltenden Therapieerfolg zu gewährleisten. Psychosomatische Störungen werden meist im Rahmen einer Langzeittherapie mit ca. 60 Therapiesitzungen behandelt.

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