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Persönlichkeits­störungen

Wissenswertes über die Themen Persönlichkeit, Persönlichkeitsstörungen, die Entstehung einer Persönlichkeitsstörung sowie deren psychotherapeutische Behandlung.

Wissen über Persönlichkeitsstörungen
Definition

Was ist die Persönlichkeit?

Die Persönlichkeit umfasst bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägte Charakterzüge, wie z. B. Schüchternheit, Gewissenhaftigkeit, Offenheit oder Ängstlichkeit. Diese Persönlichkeitsmerkmale beeinflussen die Verhaltensmuster einer Person und damit auch die Beziehungen zu anderen Menschen maßgeblich.

Die Persönlichkeitsmerkmale eines Menschen sind in den Grundzügen schon im Kindesalter vorhanden und entwickeln sich bis ins frühe Erwachsenenalter weiter. Im Laufe des zweiten Lebensjahrzehnts gilt die Persönlichkeitsentwicklung als abgeschlossen. Die Persönlichkeit eines Menschen ist über das weitere Leben äußerst stabil und wenig veränderbar.

Was ist eine Persönlichkeitsstörung?

Bei manchen Menschen sind bestimmte Persönlichkeitsmerkmale oder Charakterzüge übermäßig stark ausgeprägt. Dies beeinflusst bei betroffenen Personen das gesamte Denken, Fühlen und Handeln. Betroffene sind kaum in der Lage ihr Verhalten an die Gegebenheiten einer Situation anzupassen, was zu zahlreichen Schwierigkeiten im täglichen Leben führen kann. So neigen z. B. hochgradig gewissenhafte Personen dazu, einmal begonnene Arbeiten zu spät oder gar nicht fertigstellen zu können, weil zu viel Zeit mit der genauen Ausarbeitung von eigentlich unwichtigen Details verbracht wird.

Wenn stark ausgeprägte Persönlichkeitszüge dazu führen, dass wiederholt persönliche Probleme oder Konflikte im beruflichen oder sozialen Umfeld entstehen, spricht man von einer Persönlichkeitsstörung.

Was ist eine Persönlichkeitsstörung?
Wie entsteht eine Persönlichkeitsstörung?
Entstehung

Wie entsteht eine Persönlichkeitsstörung?

Die Entstehung einer Persönlichkeitsstörung ist ein komplexer Prozess. Persönlichkeitsstörungen beginnen häufig bereits in der Kindheit und Jugend. Belastende Kindheitserfahrungen, Traumata und insbesondere eine schwierige Eltern-Kind-Beziehung stellen wichtige Risikofaktoren für die Entwicklung von Persönlichkeitsstörungen dar. Weiterhin spielen das Temperament einer Person und der Erziehungsstil im Laufe der Entwicklung eine Rolle.

Persönlichkeitsstörungen sind ernstzunehmende psychische Störungen, die Frauen und Männer gleichermaßen betreffen können. Betroffene Personen erleben sich häufig als sehr beeinträchtigt in ihrem Alltag und haben Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen.

Wenn stark ausgeprägte Persönlichkeitszüge dazu führen, dass wiederholt persönliche Probleme oder Konflikte im beruflichen oder sozialen Umfeld entstehen, spricht man von einer Persönlichkeitsstörung.

Angehörige

Wie können Angehörige Betroffenen mit einer Persönlichkeitsstörung helfen?

Bei Patienten mit einer Persönlichkeitsstörung treten häufig Konflikte mit Angehörigen und anderen wichtigen Bezugspersonen auf. Viele Angehörige fühlen sich deshalb im Umgang mit Menschen mit Persönlichkeitsstörungen überfordert. Sie können das Denken, Fühlen und Handeln der Betroffenen nur schwer nachvollziehen. Bei Verdacht auf eine Persönlichkeitsstörung sollten Angehörige der betroffenen Person zu einer psychotherapeutischen Behandlung raten. Um die Person besser zu verstehen und Konflikte zu verringern, kann es hilfreich sein, eine Beratungsstelle oder Selbsthilfegruppe aufzusuchen.

Wie können Angehörige Betroffenen mit einer Persönlichkeitsstörung helfen?
Ausprägungen

Welche Arten von Persönlichkeitsstörungen gibt es?

Die Symptome der verschiedenen Persönlichkeitsstörungen unterscheiden sich stark voneinander. Je nach Art und Ausprägung der Persönlichkeitsstörung zeigen Betroffene z. B. ein gesteigertes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Anerkennung, ordnen sich selbst und ihre Bedürfnisse komplett unter, oder spüren starkes Misstrauen anderen Personen gegenüber. Im Vergleich zu anderen Menschen neigen Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung häufig dazu, ihre Gefühle besonders intensiv wahrzunehmen und ihre psychologischen Grundbedürfnisse (z. B. nach Bindung oder Anerkennung) weniger gut befriedigen zu können.

Psychotherapie von Persönlichkeitsstörungen
Behandlung

Psychotherapie von Persönlichkeitsstörungen

Persönlichkeitsstörungen sollten in erster Linie psychotherapeutisch behandelt werden. Unterstützend können ärztlich verordnete Medikamente eingesetzt werden, um z. B. Anspannungszustände besser bewältigen zu können. Abhänggig vom Schweregrad der Erkrankung kann zusätzlich eine stationäre Behandlung in einer psychiatrischen Spezialklinik erforderlich sein. Die psychotherapeutische Behandlung von Persönlichkeitsstörungen hängt stark von der Art der Persönlichkeitsstörung ab. Für einige Persönlichkeitsstörungen, wie die Borderline-Persönlichkeitsstörung, gibt es spezialisierte psychotherapeutische Behandlungsprogramme wie z. B. die Dialektisch-Behaviorale Therapie nach der Psychotherapeutin Marsha Linehan.

Ablauf

Der Ablauf einer Psychotherapie bei Persönlichkeitsstörungen

Es ist das Ziel einer Psychotherapie von Persönlichkeitsstörungen, ein besseres Verständnis für die Erkrankung und ihre Entstehung zu erlangen und mit kompetenter Hilfe die belastenden Symptome in den Griff zu bekommen.

Grundsätzlich konzentriert sich die psychotherapeutische Behandlung von Persönlichkeitsstörungen darauf, die Betroffenen darin zu unterstützen, die Schwierigkeiten mit sich selbst und im persönlichen Umfeld zu verändern. Sie sollen Lernen flexibler in ihrem Denken und Handeln zu werden.

Ein hilfreicher Ansatz für die Behandlung von Persönlichkeitsstörungen ist die aus der kognitiven Verhaltenstherapie entstandene klärungsorientierte Psychotherapie nach dem Psychotherapeuten Rainer Sachse. Hier wird berücksichtigt, wie und aufgrund welcher Erfahrungen sich die veränderte Wahrnehmung entwickelt hat und welche wichtigen Grundbedürfnisse hinter den als problematisch erlebten Verhaltensweisen stecken.

Eine tragfähige und belastbare therapeutische Beziehung ist bei der Behandlung von Persönlichkeitsstörungen besonders wichtig. Mögliche zusätzliche psychische Erkrankungen, wie Angststörungen oder eine Depression, werden in der psychotherapeutischen Behandlung berücksichtigt und ebenfalls behandelt.

Sind Sie von einer Persönlichkeitsstörung betroffen?