Digitale Gesundheitsanwendungen – Apps in der Psychotherapie
Wissenswertes über die Themen Digitalisierung in der Psychotherapie, die Nutzung von therapiebegleitenden Apps und digitalen Gesundheitsanwendungen in der Psychotherapie.
Inhaltsverzeichnis
HinterGrund
Was bedeutet Digitalisierung im Bereich der Psychotherapie?
In den letzten Jahren sind viele interessante Ansätze entstanden, digitale Technologien im Bereich der Psychotherapie einzusetzen. Neben der Möglichkeit Therapiesitzungen videobasiert durchzuführen, gibt es zunehmend spezialisierte Apps, die sich mit klassischer Psychotherapie kombinieren lassen. Diese Art der Versorgung wird in der medizinischen Fachsprache auch als „Blended Care“ – also sinngemäß übersetzt „gemischte Versorgung“ – bezeichnet.
Hintergrund
Was ist eine digitale Gesundheitsanwendung (DiGA)?
Digitale Gesundheitsanwendungen, sogenannte DIGAs, sind geprüfte Medizinprodukte, deren Funktionalität auf digitalen Technologien basiert. Das können z. B. Apps für Computer, Smartphone oder Tablet sein, onlinebasierte Webanwendungen oder spezialisierte Anwendungen mit Virtual Reality Brille.
DiGAs dienen der Erkennung, Überwachung, Behandlung oder Linderung von Krankheiten. Im Bereich der Psychotherapie werden sie eingesetzt, um die Behandlung psychischer Störungen zu verbessern. Hierbei gibt es unterschiedliche Apps, die z. B. vor Beginn oder begleitend zu einer laufenden Psychotherapie eingesetzt werden können. Es gibt ebenfalls reine Selbsthilfe-Apps, deren Nutzung nicht an eine begleitende Psychotherapie gebunden ist.
Alle DiGAs durchlaufen bezüglich ihrer Wirksamkeit ein offizielles Prüfverfahren beim Bundesamt für Arzneimittelsicherheit. Nach erfolgreicher Prüfung werden Sie ins Verzeichnis erstattungsfähiger digitaler Gesundheitsanwendungen aufgenommen und können von Ärzten und Psychotherapeuten per Rezept verschrieben werden. Die Kosten für eine zugelassene DiGA werden von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet.
DiGAs beinhalten häufig viel Wissen über das jeweilige Störungsbild und können die Therapie optimal unterstützen, in dem sie helfen, die betroffene Person selbst zum „Experten“ für das jeweilige Störungsbild zu machen.
einsatz in der Psychotherapie
Wie werden digitale Gesundheitsanwendungen in der psychotherapeutischen Behandlung genutzt?
DiGAs können auf vielfältige Weise in der psychotherapeutischen Behandlung genutzt werden. Viele der zugelassenen Apps sind besonders mit der Therapieform der Verhaltenstherapie gut kombinierbar. In der Verhaltenstherapie wird grundsätzlich viel mit Elementen der Selbstbeobachtung von bestimmten Verhaltensweisen oder Gefühlen gearbeitet, was sich mit Hilfe von digitalen Anwendungen unkompliziert und für Therapeutin und Patient übersichtlich realisieren lässt.
Es gibt Apps, die die Selbstbeobachtung und den Veränderungsprozess im Rahmen einer Psychotherapie begleiten und unterstützen und es gibt auf bestimmte Störungsbilder spezialisierte digitale Gesundheitsanwendungen. Letztere beinhalten häufig viel Wissen über das jeweilige Störungsbild und können die Therapie optimal unterstützen, in dem sie helfen, die betroffene Person selbst zum „Experten“ für das jeweilige Störungsbild zu machen. DIGAs können den Therapieprozess unterstützen, in dem in den Psychotherapien weniger Zeit mit reiner Wissensvermittlung benötigt wird und damit mehr Zeit für den eigentlichen therapeutischen Prozess verbleibt. Zudem können DiGAs eine sinnvolle Aufgabe während der Überbrückung der Wartezeit auf einen Psychotherapieplatz übernehmen.
Zielgruppe
Für wen eignen sich digitale Gesundheitsanwendungen?
Prinzipiell eignen sich DiGAs für alle Personen, die eine Psychotherapie absolvieren oder benötigen, unabhängig vom Schweregrad der Erkrankung. Die meisten DiGAs sind für den Einsatz bei bestimmten Diagnosen wie z. B. einer Depression bestimmt. Hier liegt es, genauso wie bei der Verschreibung von Medikamenten, beim Arzt oder Therapeuten die richtige Anwendung zur Diagnose auszuwählen.
VORTEILE & Grenzen
Was sind Vorteile und Grenzen von digitalen Gesundheitsanwendungen?
Insbesondere in Kombination mit einer ambulanten Psychotherapie bieten DiGAs viele Vorteile. Der Zugang ist häufig niedrigschwellig. Das bedeutet, Betroffene können unkompliziert von zu Hause aus und zeitlich unabhängig an Ihrem Störungsbild arbeiten. Die Therapieinhalte können im eigenen Tempo bearbeitet werden und die Patienten werden bei der selbstverantwortlichen Umsetzung der erarbeiteten Themen unterstützt.
DIGAs eignen sich bei vielen psychischen Erkrankungen therapiebegleitend, insbesondere bei schweren psychischen Erkrankungen sollten sie jedoch nicht als einzige Behandlungsform eingesetzt werden. Weiterhin setzt die Anwendung von DIGAs voraus, dass Nutzer sicher mit einem Smartphone oder Tablet umgehen können, weshalb weniger technisch versierte Menschen unter Umständen Schwierigkeiten bei der Nutzung haben können. Nicht alle Betroffenen fühlen sich von DIGAs gleichermaßen angesprochen, da Ihnen der persönliche therapeutische Kontakt fehlt.