Anpassungsstörung
Wissenswertes über den psychischen Umgang mit belastenden Lebensereignissen, die Entwicklung und Merkmale einer Anpassungsstörung sowie die psychotherapeutische Behandlung von Anpassungsstörungen.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Was ist eine Anpassungsstörung?
In unserem Leben passieren manchmal unerwartete und für uns belastende Ereignisse, wie z. B. Trennungen, Todesfälle oder Krankheit bei einem selbst oder bei nahestehenden Menschen. Auch andere einschneidende Lebensveränderungen wie z. B. Elternschaft, Schulbesuch, Auszug von zu Hause können Anpassungsstörungen auslösen.
Es ist völlig normal auf solche oder ähnliche Veränderungen im Leben mit Belastung zu reagieren und einige Zeit zu brauchen, um diese zu verarbeiten. Nicht immer klingt die psychische Belastung nach einer einschneidenden Lebenserfahrung von selbst wieder ab. Wenn eine solche Belastungsreaktion in den Monaten nach dem belastenden Ereignis übermäßig stark ausgeprägt ist oder sehr lange anhält, spricht man von einer Anpassungsstörung. Eine Anpassungsstörung ist eine psychische Erkrankung und findet sich in den internationalen Diagnosesystemen für psychische Störungen wieder.
Die Merkmale einer Anpassungsstörung können sehr unterschiedlich sein. Häufig treten in den Monaten nach dem belastenden Ereignis depressive Stimmung, Ängste und Sorgen sowie ein ständiges Überforderungsgefühl auf. Auch andere Gefühlsstörungen wie z. B. übermäßig starke Wut, können auftreten. Bei manchen Betroffenen verselbstständigen sich die Beschwerden so weit, dass eine voll ausgeprägte Depression oder Angststörung mit allen damit einhergehenden Symptomen entsteht. Betroffene Menschen fühlen sich häufig in ihrem Alltag stark eingeschränkt. Die Arbeitsfähigkeit kann eingeschränkt sein und manche Betroffene ziehen sich von ihren Mitmenschen zurück.
Entstehung
Wie entsteht eine Anpassungsstörung?
Anpassungsstörungen entstehen als Reaktion unseres Organismus auf besonders einschneidende oder belastende Lebenserfahrungen und stehen immer im zeitlichen Zusammenhang mit solchen Erfahrungen. Je nach individueller Belastbarkeit reagieren verschiedene Menschen unterschiedlich schnell mit psychischer Belastung auf einschneidende Erfahrungen. Personen, die bereits vor dem aufgetretenen Ereignis psychisch belastet waren oder bereits unter einer anderen psychischen Erkrankung litten, scheinen anfälliger für die Entwicklung von Anpassungsstörungen zu sein. Dennoch kann eine Anpassungsstörung prinzipiell bei jedem Menschen auftreten – sie zeigt sich immer dann, wenn das Belastungserleben über einen längeren Zeitraum die Fähigkeiten der betroffenen Person übersteigt, mit der aufgetretenen Situation umzugehen.
Anpassungsstörungen treten nach einschneidenden Lebensereignissen relativ häufig auf. Sie können bei Männern und Frauen gleichermaßen auftreten und sollten professionell behandelt werden, um der Verselbstständigung der Symptomatik und der Entstehung anderer psychischer Erkrankungen wie z. B. einer Depression oder Angststörung vorzubeugen.
Es gibt verschiedene psychotherapeutische und medikamentöse Behandlungsansätze bei Anpassungsstörungen. Je nachdem, welche Beschwerden im Vordergrund stehen, werden für die Behandlung bewährte Ansätze aus der Depressions- und Angstbehandlung miteinander kombiniert. Häufig reicht bei Anpassungsstörungen eine rein psychotherapeutische Behandlung aus. Je nach Beschwerdebild und Schweregrad können zusätzlich zur Psychotherapie ärztlich verordnete Medikamente zum Einsatz kommen.
Anpassungsstörungen entstehen als Reaktion unseres Organismus auf besonders einschneidende oder belastende Lebenserfahrungen und stehen immer im zeitlichen Zusammenhang mit solchen Erfahrungen.
Angehörige
Wie können Angehörige Betroffenen von Anpassungsstörungen helfen?
Angehörige von Menschen mit Anpassungsstörungen durchlaufen oft selbst eine psychisch belastende Zeit, da manche der auslösenden Ereignisse sie ebenfalls betreffen. Es ist wichtig den Kontakt und die Kommunikation mit von Anpassungsstörungen betroffenen Menschen aufrechtzuhalten und das soziale Miteinander zu stärken. Das soziale Netz der betroffenen Menschen kann durch das auslösende Ereignis, wie z. B. eine Trennung oder einen Todesfall ohnehin stark verändert sein, weshalb Unterstützung durch Angehörige und Freunde in dieser schweren Zeit von vielen Betroffenen als hilfreich empfunden wird. Personen mit Anpassungsstörungen sollten von ihrem Umfeld unterstütz werden, sich in professionelle Behandlung wie z. B. eine Psychotherapie zu begeben. Falls sich Angehörige von Personen ebenfalls stark belastet oder überfordert fühlen, sollten sie selbst rechtzeitig Hilfe in Anspruch nehmen, z. B. über Selbsthilfegruppen oder eine Psychotherapie.
Behandlung
Psychotherapie der Anpassungsstörung
Die kognitive Verhaltenstherapie zeigt sich in wissenschaftlichen Studien als wirksame Methode, um Anpassungsstörungen in jedem Lebensalter zu behandeln. Abhängig vom Schweregrad der Anpassungsstörung kann eine Kombinationsbehandlung von Psychotherapie mit von einem Arzt verordneten Antidepressiva sinnvoll sein.
Ablauf
Der Ablauf einer Psychotherapie bei einer Anpassungsstörung
Das Ziel einer kognitiven Verhaltenstherapie bei Anpassungsstörungen ist ein besserer Umgang mit den belastenden Ereignissen. Betroffene sollen lernen, wie sie selbst dazu beitragen können ihren starken Gefühlen entgegenzuwirken und mehr Akzeptanz für die Geschehnisse zu entwickeln, so dass sich langfristig wieder mehr Lebensqualität einstellen kann.
Schritt 1
Zunächst wird mit betroffenen Personen im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie bei Anpassungsstörungen die Symptome eingeordnet und die Diagnose besprochen. Es wird Fachwissen über psychische Belastungsreaktionen und die Entwicklung der Anpassungsstörung vermittelt, so dass Betroffene genau verstehen, wie und weshalb sich die Erkrankung entwickelt hat.
Schritt 2
In der weiteren Behandlung wird ein neuer Umgang mit den belastenden Ereignissen erarbeitet. Betroffene werden darin unterstützt, die Geschehnisse zu verarbeiten und einen gesünderen Umgang mit ihren belastenden Gefühlen und Gedanken zu finden. Gemeinsam mit dem Psychotherapeuten werden förderliche Strategien erarbeitet, um begleitende depressive Symptome oder Angstreaktionen sowie andere starke Gefühle schrittweise abbauen zu können. Betroffene werden in der langfristigen Akzeptanz der Geschehnisse in ihrer Lebensgeschichte unterstützt, so dass sie der Zukunft wieder positiver entgegenblicken können.
Schritt 3
Am Ende der Therapie werden hilfreiche erlernte Inhalte wiederholt und Betroffene darin unterstützt, diese selbstständig anzuwenden. Um möglichen erneuten Verschlechterungen vorzubeugen, werden Strategien zum Umgang mit möglichen Schwierigkeiten in der Zukunft erarbeitet.