Trauerstörung
Wissenswertes über das Thema Trauer, die Trauerreaktion sowie psychotherapeutische Hilfe bei Trauerreaktionen.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Was ist Trauer?
Die Reaktion auf den Tod einer nahestehenden Person wird psychologisch als Trauerreaktion bezeichnet. Wenn ein nahstehender Mensch stirbt, ist das für die meisten Menschen sehr belastend. Trauer ist eine normale psychische Reaktion. Von Trauer betroffene Personen haben vor allem in der Anfangsphase nach dem Tod starke Gefühle wie Traurigkeit, Ohnmacht, Sehnsucht oder auch Hilflosigkeit und Einsamkeit. Wie stark und häufig diese Gefühle auftreten, hängt davon ab, in welcher Beziehung die trauernde und die verstorbene Person standen und von äußeren Faktoren wie z. B. den genauen Todesumständen, der Möglichkeit des Abschiednehmens und dem Ausmaß an Unterstützung von Freunden und Familie in der Trauerphase. Bei einer normalen Trauerreaktion nehmen die starken Gefühle mit der Zeit ab und die Akzeptanz der Situation steigt.
Was ist eine anhaltende Trauerstörung?
Wenn die Trauerreaktion über mindestens sechs Monate anhält und die damit einhergehenden Gefühle mit der Zeit kaum oder überhaupt nicht nachlassen, spricht man von einer anhaltenden Trauerstörung. Das bedeutet, dass betroffene Personen eine ungewöhnlich lange und intensive Trauer erleben und dadurch in ihrem Alltag über einen längeren Zeitraum stark beeinträchtigt sind. Häufig ist die Arbeitsfähigkeit eingeschränkt und betroffene Person zieht sich aus dem Freundes- und Familienkreis zurück.
Die anhaltende Trauerstörung geht mit einem starken Verlangen nach der verstorbenen Person und einer starken Beschäftigung mit der verstorbenen Person oder den Todesumständen einher. Zusätzlich können Verbitterung, Schwierigkeiten den Verlust zu akzeptieren und das Gefühl einen Teil des Selbsts verloren zu haben auftreten.
Entstehung
Wie entsteht eine anhaltende Trauerstörung?
Insbesondere bei bestehenden Konflikten mit der verstorbenen Person, gewaltsamen Todesumständen oder Suizid einer nahestehenden Person leiden Hinterbliebene häufig unter Schuld und Selbstvorwürfen. Aufgrund der intensiven Gefühle und möglicherweise ungeklärten Umständen ist es der hinterbliebenen Person nur schwer möglich, den Tod zu akzeptieren. Bei mehrfachen Verlusten, gewaltsamen Todesumständen, dem Tod eines Kindes oder einem Trauma in der Lebensgeschichte, steigt das Risiko für die Entwicklung einer länger anhaltenden Trauerreaktion.
Von Trauer betroffene Personen haben vor allem in der Anfangsphase nach dem Tod starke Gefühle wie Traurigkeit, Ohnmacht, Sehnsucht oder auch Hilflosigkeit und Einsamkeit.
Angehörige
Wie können Angehörige Betroffenen von Trauerstörungen helfen?
Für Betroffene ist es hilfreich, Raum und Zeit für ihre Trauer zu bekommen. Angehörige können dabei durch gemeinsame Gespräche helfen oder die aufkommenden Gefühle zusammen aushalten. Die Möglichkeit der Teilnahme an Trauergruppen zur Selbsthilfe kann ebenfalls thematisiert werden. Sollte Angehörigen auffallen, dass die Trauer der Person auffällig lange und intensiv ist, kann zu einer psychotherapeutischen Behandlung geraten werden.
Behandlung
Psychotherapie von Trauerstörungen
Eine anhaltende Trauerstörung sollte psychotherapeutisch behandelt werden, um einer Chronifizierung entgegenzuwirken. Bei sehr ausgeprägten Symptomen, die einer ausgeprägten Depression nahekommen, kann in Ausnahmefällen eine unterstützende medikamentöse Behandlung hilfreich sein.
Ablauf
Der Ablauf einer Psychotherapie bei einer Trauerstörung
Das Ziel der psychotherapeutischen Behandlung ist die Integration des Verlustes in das Leben der betroffenen Personen sowie ein begleiteter Abschied von der verstorbenen Person.
Schritt 1
Zu Beginn der Behandlung steht die Gestaltung einer tragfähigen Beziehung zwischen dem Patienten und Therapeut im Vordergrund. Anschließend werden die aktuellen Trauersymptome diagnostisch erfragt und eingeordnet. Weiter werden die Todesumstände, die Beziehung zur verstorbenen Person, die bisherige Trauerverarbeitung und die bisher wahrgenommene Unterstützung im sozialen Umfeld erfragt und thematisiert.
Schritt 2
Der weitere Verlauf der Behandlung muss individuell an die Situation des Patienten angepasst werden. Beispielsweise können die Beziehung und mögliche Konflikte mit der verstorbenen Person bearbeitet werden sowie der Umgang mit trauerspezifischen Gefühlen. Weiter kann ein begleiteter Abschied im Rahmen der Therapie erfolgen, indem beispielsweise ein Brief an die verstorbene Person formuliert wird.
Schritt 3
Zum Abschluss der Therapie kann die verstorbene Person als stille, teilnehmende Person in den Alltag der hinterbliebenen Person integriert werden, zu der im Alltag bei Bedarf immer wieder Kontakt hergestellt wird. Ziel der Behandlung ist die Akzeptanz und Integration des Verlustes in den Alltag.